Auf nach Porto oder wie ein Versprechen schneller eingelöst wurde, als gedacht

2 Mitglieder der Schwabenballisten erleben ihr erstes Champions League Spiel im Stadion in Porto. Zusammen mit einem kurzen Spielbericht könnte man es auch recht kurz halten. Aber wie sollte es auch anders sein – es war was echt Besonderes.

Um den richtigen Einstieg in die Reise zu finden, muss ich etwas zurückblicken.

Wir haben den 10.05.2014.

RB Leipzig ist noch 9 Tage entfernt vom 5. Geburtstag. Der ganze Tross der Leipziger gastiert auf der Waldau in Stuttgart. Wir haben das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers und der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist sicher. Während des Spiels gab es neben der Entscheidung, die Entwicklung von RB als Fan zu begleiten ein kleines Versprechen.

Am Ende eines schönen Spiels schaut mich mein kleiner Sohn an und fragt:

„Papa, wenn RB irgendwann mal CL in Madrid oder Barcelona spielt, dann fliegen wir doch hin, oder?“

Tja, nicht ahnend, wie schnell das eintreten könnte, kam mir nur ein „Davon kannst Du ausgehen. Das machen wir zwei auf jeden Fall – versprochen!“

Nicht mal dreieinhalb Jahre später machen wir uns also auf den Weg, die Champions League auf der Iberischen Halbinsel als Fans von RB Leipzig zu begleiten. Es wurde nicht Barcelona oder Madrid, es wurde Porto. Das zweite CL-Auswärtsspiel von RB überhaupt.

Ich muss jetzt nicht erwähnen, dass dem Sohn es im Jubel über die Karten für das Spiel reichlich egal war, dass er eigentlich ein Spiel in Spanien wollte. Naja, man muss ja nicht kleinlich sein. 😉

So oder so. Die Reise wurde geplant. Eine Fanreise, veranstaltet durch RB, kam aus Kostengründen definitiv nicht in Frage. 600€ pro Kopf? Geht’s eigentlich noch?

Am Mittwoch den 01.11. also mittags runter nach Porto. Am Flughafen Stuttgart dann die erste Überraschung: Neben einigen Leipzigern mit Zwischenstopp trafen wir auf eine kleine Truppe Stuttgarter, mit dem gleichen Ziel. Falls die das hier lesen: Meldet Euch!

In Porto angekommen mit der Metro zum Stadion, kurz das Hotel besucht und ab ins Stadion. Ein ziemlich schönes Ding. Ein bisschen viel Beton drumrum, aber wirklich hübsch. Nach dem obligatorischen Erwerb eines Begegnungsschals im Fanshop des FC Porto, einem Bierchen im Fanlokal mit dem Spiel in der Youth League ging es direkt wieder raus – Atmosphäre aufsaugen.

Mal abgesehen davon, dass eineinhalb Stunden vor dem Spiel sich Schwarzmarkthändler und Bierverkäufer die Beine in den Bauch stehen, kam es zu ein paar netten Gesprächen mit Leipzigern und Einwohnern aus Porto. Insgesamt sehr viel Interesse von portugiesischer Seite. Das Leipzig 600.000 Einwohner hat, kam für alle überraschend.

Irgendwann ging es mit sehr viel Polizei zum Eingang. Mit Kind ging’s schneller. Die Eingangskontrolle war sehr intensiv – mehr physische Zuneigung bekommt ein Kobe-Steak bei der Zubereitung auch nicht.

Drinnen kamen dann auch irgendwann die Portugiesen. Laut war allerdings nur der Stadionsprecher. So richtig südländisch halt. Wenn die Portugiesen mal sangen, war das sehr melodisch. Klang gut.

Über das Spiel will ich nichts schreiben. Es ist alles gesagt. Es war schlecht von Leipziger Seite. Die Spieler vom FC Porte wirkten in den Zweikämpfen immer doppelt so groß, 3x so schwer und 4x so schnell. Verdiente Niederlage halt.

Für den Sohn war alles so aufregend, dass er sich im Bahnhof auf die Schuhe eines voll bewaffneten Polizisten übergab. Der nahm das extrem gelassen – wir alle waren ja wirklich nette Auswärtsfans!

Die eigentliche Reise begann allerdings am nächsten Tag.

Geplant war der Flug über Madrid nach Stuttgart. Das sollte dank Iberia allerdings nicht mal im Ansatz funktionieren.

Nach dem Check-In kurz noch gefrühstückt und dann ab zum Gate. Ab diesem Zeitpunkt reden wir nicht mehr über die Zeit. Irgendwann durften wir in die Busse zum Flugzeug. Bei Regen. Woran wir das erkannten? Das Wasser lief durch einen etwa 70cm langen Riss im Dach. Kategorie „Sehr schwierig“.

Im Flugzeug – einem schmalen Regionaljet – durften wir noch 60 Minuten einfach nur rumsitzen. Die Rollstühle von Mitgliedern einer spanischen Nationalmannschaft (vermutlich Boule) passten nicht in den Laderaum. Ziemlich viel Aufregung – wenig Bewegung. Mit knapp 2h Verspätung ging es los und der Anschlussflug war damit sehr knapp erreichbar. Der Versuch, die Crew zu überzeugen, in Madrid Bescheid zu geben scheiterte an sprachlichen Herausforderungen – die sprachen schlicht kaum Englisch! Das war schon schräg.

In Madrid angekommen durften wir nach einem Sprint über einen knappen halben Kilometer durch den Flughafen zusehen, wie sich das Gate schloss. Die Boarding Crew konnte nicht überzeugt werden, das Ding wieder zu öffnen. Als Alles definitiv durch war, tauchten weitere 20 Fluggäste am Gate auf. Ab diesem Punkt war der Crew klar, dass sie gerade einen ziemlich teuren Fehler begangen hatten. Die daraus resultierenden Umbuchungen für die Übernachtung in einem Hotel direkt am Trainingsgelände von Real Madrid und die Flüge mit Lufthansa und Co. gingen ordentlich ins Geld. Da wir eh nicht mehr vernünftig nach Stuttgart gekommen wären, durften wir direkt nach Berlin umbuchen. Den Junior freute es und er unterrichtete seine Schulkameraden über jeden Schritt der Reise. Die waren anfangs ein wenig ungläubig, aber er konnte sie ja mit ausreichend Bildmaterial versorgen.

Die Übernachtung war fantastisch – Getränke und Essen wurden von Iberia übernommen. Wir konnten uns entspannen. Wir nutzten die Zeit und ergatterten noch 2 der letzten Karten für das Heimspiel gegen Hannover 96.

Am nächsten Morgen zu nachtschlafender Zeit zum Flughafen und dann mit einem wirklich alten Airbus nach Berlin – mir dröhnen heute noch die Ohren. In Deutschland war dann wieder alles halbwegs normal bis auf den Umstand, dass wir rein klamottentechnisch irgendwie nur auf Donnerstag eingerichtet waren ;).

In Leipzig am Samstag dann ein wirklich schönes Spiel gesehen, viele Bekannte getroffen, schön gefeiert. Wir haben es genossen.

Am Sonntag mit der Bahn zurück – die Sachen waren mittlerweile gewaschen. In Mannheim dann die wirklich letzte unerwartete Situation. Wir stehen da so rum und ich war etwas erstaunt, dass auch in der ersten Klasse die Leute im Gang standen. Die Erklärung: Vor uns war wohl ein Zug liegengeblieben. Die Fahrgäste mussten also wechseln. Nach etwa 15 Minuten eine Durchsage, die ich wirklich nicht mehr vergessen werde:

„Liebe Fahrgäste. Unser Zug erhält von der Leitstelle keine Abfahrerlaubnis, weil wir mit 210% überladen sind. Wir bitten die Fahrgäste an den Türen und in den Gängen den Zug zu verlassen. Jeder, der den Zug verlässt erhält sofort an der Information 25€ in bar.“

Nach weitern 10 Minuten und mit freundlicher Unterstützung der DB Sicherheit konnte der Zug geräumt werden. Das war echt komisch.

Das war also unser erster Ausflug auf das internationale Parkett. Wenig Fußball, viel Kultur, viel gesehen, viel gereist. Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles zusammen mit RB und vielen tollen Fußballfans erleben konnte. Der Junior spricht heute noch vom Erlebten. Für beide unvergesslich.