Mein Erstes Mal

Nein, es folgt kein Schulmädchenreport. Im folgenden Beitrag geht es nicht um Heldentaten zwischen den Laken, sondern meine jeweils ersten Berührungspunkte mit Rasenballsport Leipzig.

Mein erstes Mal … gehört – Interesse geweckt

Ich kann es zeitlich heute nicht mehr eingrenzen, aber es war im Frühjahr 2009, als im Videotext die Nachricht stand, Red Bull wolle einen eigenen Verein aus der Taufe heben, um in Leipzig in Richtung Profifußball zu führen.

Ich war von Beginn an angetan, denn Red Bull hatte bei mir auch damals ein positives Image und den Ruf, ihre Projekte akribisch und ehrgeizig zu verfolgen. Keine Luftnummer also. Für mich, der mit dem Osten Deutschlands und insbesondere Leipzig keine besonderen Berührungspunkte hatte, dennoch ein wichtiger Aspekt. Ich habe viele Versuche gesehen, Teams nach oben zu führen. Investoren wie Kinowelt, die Göttinger Gruppe, und und und … nun also jemand, der es nicht halblebig, sondern konsequent durchziehen will. Mein Interesse war geweckt.

Via Internet habe ich mich über die ersten Auftritte informiert. RB, noch wie viele nach oben strebende Clubs ein Sammelsurium an regionalen Persönlichkeiten und ausgedienten Ex-Profis. Es geht in die Regionalliga, doch dort stottert der Motor, trotz toller Moment wie dem Pokalerfolg über Wolfsburg, den ich via RBs Fanradio verfolgte.

Die Stunde des Ralf R. aus Backnang beginnt. Ohne ihn wäre der Aufstieg wohl nicht in diesem Tempo gelungen. Vielleicht wäre das Projekt Rasenballsport Leipzig sogar gescheitert. Ähnlich wie Ferrari in Michael Schumacher einst den besten Fahrer holte, um Erfolg zu haben, holte sich RB den größten Visionär des deutschen Fußballs ins Boot. Rangnicks Vita habe ich immer wohlwollend verfolgt, sein Stil war prägend auch für mich als Trainer, seine Innovationen Ansporn, den eigenen  Stil stets weiterzuentwickeln.

Nun kamen mein Lieblingstrainer und der Club meines Interesses also zusammen. Und fortan suchte ich tiefer und wurde zum fleißigen „Sport im Osten“-Zuschauer, wo ich die Spiele von RB entweder live oder in der Zusammenfassung verfolgte.

Mein erstes Mal … aufgestiegen – volle Lotte Spannung

Ich habe nie daran gezweifelt, dass RB die Relegation gewinnt. Weder nach der Verletzung von Toptorjäger Frahn noch nach dem zähen Auftritt im Laufe des Hinspiels und auch nicht, als es in Lotte in die Verlängerung ging.

Letzteres ist im Nachhinein komisch. 2:0 hatte RB das Hinspiel gewonnen und wollte im westfälischen Lotte beim RL West-Meister das Hinspielergebnis verwalten. Irgendwann ging Lotte in Führung, doch die Zeit arbeitete für RB. Statt einen der vielen Konter vernünftig auszuspielen, versuchten die RB-Spieler Zeit zu schinden. „Das wird sich rächen“, dachte ich bei mir und tatsächlich glich Lotte in der Nachspielzeit aus.

Dass Lotte den Turnaround nicht schaffen würde, war mir trotzdem klar. Die Aufholjagd hatte den Gastgeber zu viel Kraft gekostet, Lotte war stehend K.O. RB machte in der Verlängerung mächtig Druck und Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Tobias Willers, der später zu RB wechseln sollte, per Eigentor für die Entscheidung sorgte. Das zweite RB-Tor kurz vor Schluss war dann das Sahnehäubchen, das den meinen ersten – bewussten – Aufstieg mit RB versüßte.

Mein erstes Mal … im Stadion – das Feuer entfacht

Nicht Will Grigg’s on fire, sondern FaulerZauber. Rasenballsport Leipzig spielte 2013/14 erstmals deutschlandweit. Dank dem MDR und vieler Livespiele unter der Saison konnte ich die erfolgreiche Saison in vielen spannenden Momenten miterleben. Mit einem Durchmarsch hatte ich vor Saisonbeginn nicht gerechnet, in der Geschichte der eingleisigen dritten Liga war dies zuvor keinem Aufsteiger gelungen und riesige Summen wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewegt. Gegen Saarbrücken konnte am vorletzten Spieltag der Aufstieg unter Dach und Fach gebracht werden.

Das letzte Saisonspiel bei den Stuttgarter Kickers, sprich so ziemlich vor meiner Haustür, war sportlich irrelevant. Trotzdem wollte ich dieses Team, das mir ans Herz gewachsen war, endlich mal live im Stadion erleben.

Das Besondere an diesem Spiel war nicht das Sportliche. Erst wenn man mittendrin ist, merkt man, was Rasenballsport Leipzig eigentlich ausmacht: die Stimmung im Gästeblock, der Spirit der RB-Fans, der selbst-ironisch und kreative Ansatz einer Anhängerschaft, der sich von Krawallbrüdern in den Fankurven der ehemaligen großen Leipziger Vereine und vieler anderer deutscher Clubs unterscheidet. Wer im RB-Block steht, der merkt: der Leipzig-Fan leidet und jubelt genauso emotional wie jeder andere, muss aber nicht „Tod und Hass dem XXX“ rufen, um sich größer als der Kontrahent zu fühlen.

Eine Fankultur lebt von Narrativen, die weitergetragen werden. Hierzu gehört, dass Publikumsliebling Timo Röttger in seinem Abschiedsspiel das 1:0 erzielte und sich anschließend – und nochmals nach dem Spiel  – vom Anhang feiern ließ. Das 2:0, eine Koproduktion von Dominik Kaiser und Yussuf Poulsen, zwei Spielern, die RB bis heute prägen. Es sind so kleine Erlebnisse, die zusammenschweißen – und die uns dahin bringen, wo wir heute sind.

Das erste Mal … mit den Schwabenballisten – „You can find me in de Glubb“

Im Nachgang zu dem Kickers-Spiel entdeckte ich, dass es ein RB-Leipzig-Fanforum gibt. Im Nachgang zum ersten Auswärtsspiel bei 1860 – bei dem alle Gründungsmitglieder der Schwabenballisten jeder für sich vor Ort waren – stieß ich auf @tuxbooster, der wie ich aus dem Landkreis Böblingen kommt und die Idee war geboren, gemeinsam RB-Spiele zu besuchen.

Nachdem nur ich Zeit für das Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt gefunden hatte, trafen wir uns erstmals zum Gastspiel beim 1.FC Nürnberg. Ich persönlich mag Franken (klingt komisch, ist aber so!) und war begeistert von der großen Schüssel im Frankenland und der dortigen Atmosphäre. Auch wenn das Spiel verloren ging und die Leistung von Rasenballsport Leipzig eher enttäuschend ausfiel, war es angesichts der Atmosphäre eine tolle Erfahrung.

Dazu beigetragen hat auch, dass es Freude macht, sich mit Gleichgesinnten über das schöne Hobby unterhalten zu können. Und hierin liegt der Reiz unserer Fangruppierung: eine Gruppe Fußballbegeisterter aus dem Schwabenland, die Freunde am Spiel und an RB haben, aber mit Lockerheit und einem Schuss Humor ihrem Hobby nachgehen.

Ich würde mich freuen, wenn wir noch weitere Anhänger des einzig wahren Rasenballsports bei den Schwabenballisten begrüßen dürfen.

FaulerZauber

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